Freitag, 1. Juli 2016

[CLASSIC CONFESSIONS - NO. 5] Klassisches Lieblingsgedicht - Habt ihr eins? Wenn ja, welches?

Nachdem ich nun eine Woche lang die TU Ilmenau bei der diesjährigen Sommeruniversität unsicher gemacht habe und anschließend drei Tage lang den Schwarzwald, melde ich mich heute mit der wöchentlichen "Classic Confession" der lieben Antonia bei euch zurück. Zwar ist es bereits Dienstagabend, aber ich war, wie bereits erwähnt, die ganze Woche über mit Workshops der einzelnen Studienrichtungen der TU Ilmenau zu Gange und hatte sehr viel Spaß. Doch genug der Vorrede. Vorhang auf:

Klassisches Lieblingsgedicht - Habt ihr eins? Wenn ja, welches?


Oh Gott, eine wirklich schwierige Frage, wenn man so darüber nachdenkt. Ich liebe, wie bereits früher erwähnt, die Gedichte von Heinrich Heine und Johann Wolfgang von Goethe. Aber beide Dichter haben so viele wirklich tolle und tiefgründige Gedichte geschrieben, dass eine eindeutige Wahl einfach unmöglich scheint. Doch wenn ich mich festlegen müsste, so würde ich mich in jedem Fall für "Deutschland. Ein Wintermärchen" entscheiden. Dieses Gedicht hat es mir wirklich angetan.

Auszug aus Caput II
Ihr Toren, die ihr im Koffer sucht!
Hier werdet ihr nichts entdecken!
Die Konterbande, die mit mir reist,
Die hab ich im Kopfe stecken.

Hier hab ich Spitzen, die feiner sind
Als die von Brüssel oder Mecheln,
Und pack ich einst meine Spitzen aus,
Sie werden euch sticheln und hecheln.

Im Kopfe trage ich Bijouterien,
Der Zukunft Krondiamanten,
Die Tempelkleinodien des neuen Gotts,
Des großen Unbekannten.


Und viele Bücher trag ich im Kopf!
Ich darf es euch versichern,
Mein Kopf ist ein zwitscherndes Vogelnest
Von konfiszierlichen Büchern.

Glaubt mir, in Satans Bibliothek
Kann es nicht schlimmere geben;
Sie sind gefährlicher noch als die
Von Hoffmann von Fallersleben.



Auszug aus Caput XXVII
Doch gibt es Höllen, aus deren Haft
Unmöglich jede Befreiung;
Hier hilft kein Beten, ohnmächtig ist hier
Des Welterlösers Verzeihung.

Kennst du die Hölle des Dante nicht,
Die schrecklichen Terzetten?
Wen da der Dichter hineingesperrt,
Den kann kein Gott mehr retten -

Kein Gott, kein Heiland, erlöst ihn je
Aus diesen singenden Flammen!
Nimm dich in Acht, dass wir dich nicht
Zu solcher Hölle verdammen.

(Heinrich Heine)

Diese beiden sind meine Lieblingstextstellen im gesamten Gedicht. Sie verdeutlichen besonders gut, was ich an Heinrich Heine nebst seines wunderbaren Humors so sehr bewundere: Seinen Mut und seine Direktheit. Unverblümt fordert er in seinem Gedicht Meinungsfreiheit und Recht für alle, vor allem aber für Dichter und Schriftsteller, allgemein für Schriften (siehe Caput 27). Und das in einer Zeit von allumfassender Zensur. Bemerkenswert.

Das wars von mir für heute. Euch noch einen wunderschönen Dienstagabend.
Eure Skylife

2 Kommentare:

  1. Und? Und? Und? Wie war das Herumtreiben auf dem ilmenauer Campus so? (Campus passt übrigens sehr gut zu Caput - die Feststellung des Tages.) Ich mache ja nun schon seit Anfang letzter Woche den nijmegener Campus unsicher und fühle mich schon richtig heimisch. Ich hoffe, du hattest eine ähnlich gute Zeit :)

    Wie du sicher weißt, schwöre ich im Wintermärchen auf das Caput VII, aber deine Auszüge sind auch herrlich. Schön, dass du zwischen all dem Stress noch die Zeit für die Antwort gefunden hast :)

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    1. Oh ja, es war wirklich sehr schön. Und hat mein Dilemma bezüglich Studium in Jena oder Ilmenau nur vergrößert (sind die beiden Möglichkeiten, auf die ich mich inzwischen festgelegt habe). Aber naja, was soll man machen...

      Ja, ja, Antonia und Caput VII. Eine Liebesgeschichte für sich. ;-) Und danke. War wirklich diese Woche etwas kompliziert geworden. Nummer 7&8 werden aber voraussichtlich leider nichts werden, weil ich zwei Wochen nach Madeira fliege. Aber danach ganz sicher, versprochen.

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